20 Minuten für John Lennon

Neues Deutschland, 22.12.1998

Die Relativität der Dinge
Drei Miniaturen am Berliner Theater am Halleschen Ufer

Was sind 20 Minuten in einem Leben, was ist ein Tag wie der 16. Juni 1998, was ist ein Mensch unter den Millionen in Berlin, was ist ein Wort, eine Bewegung, ein Gefühl??? So minimalistische Ansätze verfolgen die drei RegisseurInnen der sehr unterschiedlichen, sehr gelungenen szenischen Miniaturen, die kürzlich im Theater am Halleschen Ufer in Berlin zu sehen waren. Das übergreifende Thema könnte man "authentisch stattfindende Verschiebungen von Traum / Wirklichkeitssequenzen" nennen. Außerdem zeichneten sich die szenischen Skizzen durch Humor, Selbstironie, Leichtigkeit und Phantasie sowie Konsequenz in Entwurf und Umsetzung aus. Illusionslos begegnet eine junge Theatergeneration den Defiziterfahrungen der Kultur. [...] Jörg Laue / Lose Combo, laut Ankündigung eine der "Innovativsten Musiktheater-Gruppen Berlins", entführte in einen geheimnisvollen Raum der Ungewißheit aus Sprache, Musik, Licht und Skulptur. Gleich einer Höhlenführerin weihte uns die Schauspielerin Claudia Splitt ein in das Reich von Bildern, deren Existenz die der anderen, ausgesparten Bilder immer einschließe. "Ich bin blind, also sehe ich" - man bekommt ein Gefühl für die Wahrheit, die sich mit Worten immer nur annähernd erfassen läßt.