BLACK BOX BERLIN

urbuz.com (Berlin), 12/2000

Still virtual - die Enthüllung der Black Box
Die Lose Combo spinnt das Netz auf der Bühne weiter

An den letzten Abenden traten wir nicht wie üblich in den Theatersaal. Durch eine kleine Seitentür, umgeben von kühlen, bläulichen Licht, führte man uns direkt auf die Bühne. Vor uns ragte eine gewaltige Box, deren Wände aus schwarzen Plastiktüchern waren, auf denen dasselbe Bild in unterschiedlicher Weise projiziert war. Gelblich-grünes Licht. Was es darstellte, konnte und sollte man allerdings nicht erkennen. Zu Anfang schienen die Zuschauer/Betrachter dieser Installation verwirrt. Man nahm die klassische Betrachtungsweise an, um dann aber bald die geheimnisvolle Box von allen Seiten her ins Auge zu nehmen, die zwei Fernsehbildschirme zu fixieren und den dumpfen, elektronischen oder hohen Klängen zu lauschen.
Die Lose Combo führt mit dieser Raum- und Klanginstallation die im Internet begonnene www.blackboxberlin.de-Performance weiter. Die graphische Darstellung der verkauften Minuten wird im Theater zur Perfomancepartititur. Die verkauften Minuten finden ihre "reale" Entsprechung in verschiedenen Textausschnitten, Musiken, Videoaufnahmen und Aktionen. Die "unverkauften" Minuten erscheinen als Raum- und Klangvision. Wären nun alle Kästchen aufgedeckt gewesen, so hätten wir wohl mehr über die Zeit von Alexander dem Grossen erfahren. Denn ist es nicht sein Relief, dass sich hinter der virtuellen Box versteckt? So hören wir nun in den ausgedehnten 26 Minuten nur die letzten Stunden oder Minuten dieses Herrschers. Während die Worte über uns fallen, sehen wir Bilder der Vergänglichkeit der Zeit und der Natur, hören wir Jane B. und fühlen die Bögen sanft über die Saiten der Instrumente der Musikerinnen streichen. Ob sich diese nun wirklich in der Box verbergen oder nur als filmische Abbildung existieren... Wer weiss?!
Auf jeden Fall vermochte die "Black Box" den Zuschauer/Betrachter in andere Sinnessphären zu erheben. Waren diese zuerst fast bedrückend, gar beängstigend, so wandelten sie sich mit der Zeit zu einem Moment von Ruhe und Gelassenheit. Am Ende spürte wohl jeder Zeit, Geduld oder Heimat auf seine eigene Art. Baby Alone in Babylone...

Andrea Philippi